4 Stufen der Kompetenz

Oft werde ich von Spezialisten und Führungskräften als Sparring Partner eingeladen. Beim Feedback arbeite ich gerne mit den 4 Stufen der Kompetenz und stelle dabei auch das dahinterliegende Modell vor. Es handelt sich dabei um 4 unterschiedliche Stufen, eine Kompetenz zu beherrschen.

 

Stufe 1: Unbewusst inkompetent

Ein Verhalten/Denkfehler ist vorhanden, ohne das dieser selbst als solches wahrgenommen wird. Ein Beispiel ist es, wenn eine Führungskraft bei einer Rede gerne die Sprechpausen mit einem langgezogenen „ähm“ überbrückt: „Ich begrüße sie herzlich … ähm … zu unserem heutigen Meeting … ähm … bei dem wir … ähm …“

 

Stufe 2: Bewusst inkompetent

Der Schritt von Stufe 1 zur Stufe 2 erfolgt meist durch einen externen Hinweis, zum Beispiel im Rahmen eines Feedbacks. Ich bleibe bei dem oben genannten Beispiel. Der Führungskraft ist nun bewusst, dass sie Sprechpausen gerne mit einem „ähm“ überbrückt.

Entscheidung: Nun erfolgt eine (oft unbewusste) Entscheidung. Entweder wird Stufe 2 als persönlich ausreichend erklärt: „Das habe ich schon immer so gemacht“ oder es findet der Schritt in die Stufe 3 statt.

 

Stufe 3: Bewusst kompetent

Für den Schritt von Stufe 2 auf Stufe 3 ist viel Motivation und Durchhaltevermögen notwendig. Es geht um eine Korrektur einer Inkompetenz, die wir oft jahrelang beherrscht haben. Es ist ein Üben, Üben, Üben und immer wieder Selbstreflexion und Feedback einholen. In dem oben genannten Beispiel gelingt es der Führungskraft mittlerweile, das ähm bewusst zu unterdrücken, wenn sie eine Redepause macht.

 

Stufe 4: Unbewusst kompetent

Die Stufe 4 hat zwei wertvolle Stärken. Zuerst die Stärke die auf das Beispiel einzahlt. Die Führungskraft kann nun in der freien Rede Pausen machen, ohne mit einem ähm die Sätze zu verbinden. Sie macht dieses nicht mehr durch ein bewusstes Unterdrücken, sondern das ähm ist jetzt einfach nicht mehr da.

Nun zur anderen Stärke der Stufe 4: Spezialisten und Führungskräfte wissen oft garnicht, was sie unbewusst können und sagen. Statt dessen wundern sie sich, warum sie nicht verstanden werden. Oft erlebe ich diese Situation, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingearbeitet werden. Jeder zweite Satz enthält (unbewusst) Abkürzungen aus dem Unternehmen oder es wird zu viel Vorwissen vorausgesetzt. An dieser Stelle arbeite ich wieder mit dem Modell der 4 Kompetenzstufen. Ich fordere die Führungskräfte und Spezialisten auf, selbst auf die Stufe 3 zurück zu gehen. Wer sich die eigenen Kompetenzen bewusst macht, kann auch bei der Kommunikation darauf achten, das niemand abgehängt wird.

 

Stufe 4 beim Wissensmanagement

In meinen unterschiedlichen Tätigkeiten als Leiter eines Trainingscenters und Personalentwickler habe ich mich immer wieder mit dem Thema Wissensmanagement auseinandergesetzt. Dort spielt die unbewusste Kompetenz eine große Rolle, bei der Identifikation von Spezialistenwissen.

 

Dazu ein Beispiel: Eine Technologie wird seit Jahren in Bayern und Hamburg eingesetzt. Ein Best-Practice-Austausch hat nie stattgefunden. Jede Region hat es auf ihre eigene Weise gelernt. Nun haben die Bayern eine pfiffige Methode entwickelt und diese seit Jahren etabliert. Damit wurde diese zur unbewussten Kompetenz. Dieses Wissen würde sehr wahrscheinlich nur wieder in die Stufe 3 (bewusste Kompetenz) kommen, wenn ein Kollege aus Hamburg eine Zeit lang in Bayern arbeitet und diese (meist nebenbei) entdeckt.