Als ich 1991 meine Ausbildung zum Kommunikationselektroniker abgeschlossen habe, wagte die Abteilung in die ich übernommen ein Experiment. Ich sollte direkt nach meiner Ausbildung mit dem Bereitschaftsdienst anfangen. Das ganze in einem technischen Bereich, in dem ich bis dahin nicht tätig gewesen war.
Das Umfeld "wusste", dass so etwas nicht funktionieren kann. Bevor jemand in den Bereitschaftsdienst geht, muss die Person mindestens 5 Jahre als Monteur und als Servicetechniker gearbeitet haben. Erst dann hat man genug Erfahrung, um alleine zum Kunden zu fahren.
Das hat mir nur damals keiner erzählt.
Natürlich bin ich die ersten Wochen nicht alleine zum Kunden gefahren. Im ersten Monat ist ein Kollege gemeinsam mit mir zum Kunden gefahren. In zweiten Monat bin ich bei einfachen Themen alleine gefahren, bei komplexen Dingen waren wir zu zweit. Im dritten Monat ist nur jemand dazugekommen, wenn es absolut nicht anders ging. Ab dem vierten Monat war ich nachts und am Wochenende alleine unterwegs und konnte sämtliche Störungen ohne weitere Unterstützung beseitigen.
Nachdem die (Vorstellungs-)Schranke gefallen war, dass man erst nach 5 Jahren Erfahrung im Bereitschaftsdienst arbeiten kann, dauerte es keine 3 Monate, bis der nächste Kollege am Bereitschaftsdienst teilnehmen wollte.
Psychologisch ist dies ein Beispiel für den Roger-Bannister-Effekt. Roger Bannister war der erste Mensch, dem es gelang, eine Meile in einer Zeit unter 4 Minuten zu laufen. Das hat vor ihm Jahrzehnte lang niemand geschafft. Es war "nicht möglich". Nachdem Bannister es geschafft hat, konnten im selben Jahr noch 37 weitere Läufer die 4 Minuten unterbieten.
Welche Vorstellung-Schranken bremsen Deinen Erfolg?