Immer wieder werde ich von Führungskräften darauf angesprochen, dass sie sich mit ihren Mitarbeitern austauschen wollen. Mal soll das beim Mitarbeitergespräch sein, mal ist es eine Idee für einen Workshop. Die Führungskräfte betonen dabei oft, dass ihnen der offene Austausch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dabei ganz wichtig ist. Dazu schlagen sie das folgende Vorgehen vor: „Erstmal lasse ich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprechen und danach sage ich …“
Dieses Vorgehen nenne ich: Der Chef kennt die Lösung
Der Nachteil liegt darin, dass die Führungskraft genau das Gegenteil von dem erreicht, was beabsichtigt war. Nachdem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Karten auf den Tisch gelegt haben, erklärt die Führungskraft seine Sicht der Dinge. Aufgrund der Hierarchie überstimmt damit die Führungskraft (meist unbewusst) die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lernen dabei (meist auch unbewusst): Egal was wir jetzt sagen, danach hören wir, wie es die Führungskraft eigentlich haben will.
Auf die Spitze wird es dann meist noch getrieben, wenn die Führungskraft dies mehrmals hintereinander versucht. Bereits nach der ersten (Enttäuschung-)Runde lässt das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spürbar nach. Die Führungskraft spürt das meist ohne den eigenen Beitrag daran zu verstehen.
Ich bringe dazu noch einen Vergleich. Beim ersten Elternabend in der Grundschule wird den Eltern oft eine Methode erläutert, mit dem die Kinder motiviert werden (sollen): „Wenn ihr Kind etwas falsch ausprobiert, sagen sie nicht, dass es dies nicht richtig macht. Sagen sie besser, das hast du ganz toll gemacht … und wir Erwachsenen machen es auf folgende Weise …“. Manchmal weiß ich nicht, was Kinder wirklich dabei lernen sollen.